Kramsky + A Futuristic Aid

Nachdem Kramsky leider, aufgrund gesundheitlicher Probleme, ihren Auftritt zur 29. Geburtstagsfeier absagen mussten, musste natürlich direkt ein Nachholtermin her. Wie gut, dass am selben Tag ihr aktuelles Album „Zu viel Licht“ ein Re-Release bekommt!
Mehr Licht geht nicht
Mehr Licht, das sind zwei berühmte letzte Silben aus der Dunkelheit. Zuviel Licht! Klagt Kramsky gleich im Albumtitel. Und auch in einer Zeile im Opener „Jobs und Geld“, der den Weg vorgibt. „Alles ist gut so, alles ist okay. Keiner merkt was, das ist das System“, raunzt Sänger Jimi Berlin, eher sympathisch desillusioniert als wirklich schlecht gelaunt. So lange die Maschine läuft, ist die Schicht noch nicht zu Ende. Nur das In-Frage-Stellen hört nie auf, es darf nicht, die Suche endet nie. Oder erst, wenn der letzte Refrain ausfadet. „Weil wir ganz hoch oben und unter Wasser nicht finden, was wir wollen, machen wir einfach weiter, bis nichts mehr kommt.“ So singt er im großartigen „Unter Wasser“, dem elften und letzten Song des ersten Kramsky-Albums.
Und dazwischen? Wird gelebt, gelitten, gefeiert. Findet man sich wieder zwischen Theke und Tanzfläche, unter Wasser oder auf der Autobahn liegend. Man kann ja auch jederzeit irre werden, hier und jetzt, wie der besungene „Autobahnmann“. Kramsky – das ist Indierock mit deutschen Texten.
Klar, da ist Postpunk drin, New Wave, da gibt es Pop-Momente und überall schwirrt die Erfahrung von Leidenschaft von Musikern, die nicht erst 2005 ihre Indie-Sozialisation feierten. Bei fantastischen Refrains wie in „Komplett“ oder „Nerven“ , die nach großer Bühne schreien, mit Rockgitarren und zackigem Bass, mit Verve, mit Wucht und Leidenschaft. Elf Songs, die ganz ohne „Schon mal gehört“ oder „Klingt wie…“ auskommen, und die selbst beim zehnten Hören noch hinzugewinnen. Ein Album ganz ohne Weiterskip-Songs. Das muss man 2018 erst mal hinbekommen.
Bereits 2014 hat die in Trier beheimatete Band in gleicher Besetzung das Album „Decoder“ veröffentlicht – damals noch unter dem Namen Herr Berlin, der 2016 gegen das griffigere Kramsky ausgetauscht wurde. Zuviel Licht legt die Latte noch einmal höher: Ein Album, wie gemacht für ein großes Indierock-Revival. Eins, das kommt und bleibt. Schon jetzt ein Album-Highlight 2018.
Support : A Futuristic Aid
Am 26. Oktober veröffentlichten A FUTURISTIC AID das zweite Album „Golden Heavy Body“. Nach einigen Jahren wechselnder „Big Band“ Besetzungen besteht die Gruppe nun nur noch aus Andreas Becker (git + vox), Christian Schmuck (dr) und Kitty, dem Rechner, der ein Lagerhaus voller Synthesizer, Drummachines und Effektgeräte recorded und back played. Die beiden kennen sich vom bildende Kunst studieren in Karlsruhe und haben seitdem bei einer Vielzahl künstlerischer und musikalischer Projekte zusammengearbeitet.
Musikalisch sind A FUTURISTIC AID schwer einzuordnen, „Ex-Metal Lover spielen Pop Musik“ ist vllt noch die beste Beschreibung. Konstruktivistische Beats, Arpeggiator und Vocoder vermischen sich mit ausgesuchten Indie-Gitarren zu einer fein perlenden Mischung, die erfrischt wie eine Fernet Branca-Schorle aber ebenso ratlos zurücklässt.
Feinperlend geht es auch textlich zu, dort werden Themengebiete wie künstlerische Vereinsamung, künstliche Verknappung und kunstvolle Vereinnahmung verhandelt – gesellschaftliche Anpassung als erzwungener Upgrade.
facebook.com/afuturisticaid
afuturisticaid.bandcamp.com
open.spotify.com/artist/4OCZaWITns9qPTMorKZcuL
VIDEO:
www.youtube.com/watch?v=fYLlNWPG6Gs
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Eintritt ab 20:00
Beginn 20:30
Eintritt: 10€
Ab 18 Jahren!